5.2 Ein Handtuch dient manchmal auch als Taschentuch

hoehlenmalerei

Er versteckt sich hinter einem Stein, denn zum ersten Mal begegnet er seinem Schicksal. Kein zurück mehr! Keine Entscheidung, die ihn dazu getrieben hat, sondern reine Liebe. Sein Name ist Gregor und er wird den Rest seines Lebens solchen Wesen dienen, denn er ist ein Engel. Er wird dienen! Nicht wegen der Menschen, sondern wegen seiner bedingungslosen Liebe für das Eine, dem Schöpfer, die Liebe, das All-Einige, die Personifikation des Guten und des Schönen. Es ist das Einzige in dieser Welt, dem er unwiederbringlich folgen wird, denn seine Gedanken, seine Gefühle, sein ganzes Wesen ist eins mit dieser Entität.
Sein Herz klopft und in ihm macht sich eine Unruhe breit. Er weiß, dass er nicht gesehen werden kann. Er sieht auch genau, dass er das ganze schnell hinter sich bringen kann. Das Zeichen, dass dieser Mensch seine Vertragsprämie noch nicht erhalten hat, brennt gleich über dem Kopf des besagten Exemplares des Homo Sapiens,  der Einsichtsfähige oder auch weiser Mensch genannt. Der Mensch lauert einer Gruppe von Antilopen auf. Die Vertragsprämie zeigt eindeutig, dass dieser Mensch den Wunsch hat ein großer Jäger zu werden. Und in der Vertragszusatzklausel heißt es, dass er dafür schmächtig sein würde. Gregor kann sich schon denken, dass dieser Mensch jahrelang wohl nicht mit auf die Jagd mitgenommen wurde. Der arme Junge sieht verhungert aus und läuft gerade alleine in dieser Ecke der Steppe rum. Er packt sich noch immer an die Brust. Das erste mal bemerkt er tatsächlich, dass er ein Herz hat. Für einen kleinen Moment denkt er darüber nach, ob er überhaupt vor dieser Situation existiert hat. Denn er ist ein Engel, und damit ist er auch die Inkarnation des Willen Gottes selbst.
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5.1. Ein Handtuch dient manchmal auch als Taschentuch

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Was ist das Paradies? Was ist das Leben? Von Kind an erzählen uns die Eltern oder Ältere allgemein besser gesagt, dass es der Ort wäre, wo ich mich um nichts mehr sorgen müsste. Auch ich hab solche Vorstellungen erzählt bekommen. Kleine Bilder, entstanden aus den kleinen Ansprüchen oder besser gesagt der Zusammenfassung der Erfahrungen im Leben, zu einer Geschichte.

Auf den Schultern unserer Kinder argumentieren wir und bauen ja doch die Welt so auf, wie wir sie uns denken und was unsere Kinder zu wünschen haben sollen. Aus unseren Enttäuschungen sind wir da gelandet, wo wir sind und von da wo wir sind, landen unsere Kinder über ihre Enttäuschungen auf deren Plätze.

Sie predigen es, aus dem gleichen Grund wie jeder Andere, Jene die Glauben sowie jene, die eigentlich nicht religiös sind und dennoch jede Woche Sonntags in die Kirche gehen oder jene, die 5 mal am Tag beten und dennoch an Nichts glauben oder auch jene, die denken sie würden an Nichts glauben! Alle gemeinsam predigen dieselben Geschichten verpackt in persönliche Botschaften, verwoben in die Verständlichkeit des Zuhörers, des Kindes.

Nun, zu sterben und nichts mehr zu fühlen, würde doch eigentlich genau das erzeugen, was schon oft gepredigt wird oder? Und zwar, das man an einen Ort kommt, wo es keine Not mehr gibt. Denn wo keine Hoffnung ist, sind auch keine Enttäuschungen. Wo man nichts fühlt, hat man auch keine Not.

Ich glaube aber, dass da sehr wohl etwas kommt. Ich glaube, dass wir unser eigener Richter sind und uns entweder in die Hölle verdammen oder aber in ein Paradies. Ich glaube, dass wir die schärfsten Richter für uns selbst sind, aber auch die wohlwollendsten Gönner. Wer kennt meine kleinsten Sünden denn besser als Ich? Und wenn ich mir die Sünden aufzeige, kann ich mich ja nicht selbst verarschen und behaupten es nicht getan zu haben. Gleichzeitig weiß ich aber auch am besten, was ich für mich als das Paradies verstehe und deswegen ist das Paradies kein Ort, der für alle gleich aussieht.

Ich will träumen und vielleicht bin ich auch der letzte Träumer. Genau so hört sich der Hochmütige an, sagen die Einen. Genau so lebst du nicht in dieser Welt, sondern in einer Fantasie, sagen die Anderen. Was sind das für Argumente? Worauf hin sollen die mich aufbauen? Welchen Inhalt oder welche Lehre beinhalten sie? Wenn sie keine Lehre haben, was soll die Aussage dann überhaupt? Ich will mich nicht vergleichen. Es gibt keinen über oder unter mir. Es gibt kein Ich oder du.

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4.2 IST EIN WUNDER DOCH NUR NE VERWUNDERUNG?

Ein paar Stunden später liege ich in meinem Bett und versinke in die Welt der Serien und Filme. Eigentlich lasse ich mich nur von der Serie beschallen ohne etwas mitzukriegen. Normalerweise tauche ich so in fremden Welten ein, um meine Gedanken ruhen zu lassen, jemanden mir von Welten erzählen lassen, die voller Hoffung und ganz  anders sind als die Welt in der ich Tag auf Tag in der ewigen Alltäglichkeit versinke.

Ich fliehe nicht! Ich Lebe!

In jeder dieser Geschichten finde ich mich und lebe für eine oder mehrere Stunden in anderen Welten, bin eine andere Person. Das ist meine Befreiung von der Bürde dieser Welt. Doch jetzt geht das nicht! Es ist fast so als hätten die Geschichten, die ich in den Filmen, Büchern und Serien gesucht habe, mich gefunden. Ich kann nicht eintauchen, denn ich bin mittendrin. Meine Gedanken sind immer noch beim Gespräch mit Gregor, mein Kopf noch völlig unklar. Im Hintergrund schreit eine Frau auf und beschuldigt ihr Gegenüber so lange über ihre Herkunft geschwiegen zu haben. Die Wände meines Schlafzimmers flackern in einem Spiel von Strukturen in Blau und Grau. Alles erscheint wie das Testbild der Fernseher aus früheren Zeiten. Warum jetzt plötzlich. Was hat es mit der Harmonie auf sich, die von Gott persönlich beschloßen wurde? Gregor hat entschieden das Ganze nicht wirklich aufzuklären. Er meint, dass man die nötige Zeit dazu braucht, um vernünftig mit der Wahrheit umzugehen. Was für eine Wahrheit? Was ein Humbug! In wirklichkeit will er genug Raum haben, um die Lüge aufrecht zu erhalten. Er meint die Wahrheit wäre ein Geschenk, das man gibt und erhält. Das ist die eigentliche Bedeutung dessen, was in vielen Religionen als Abbild Gottes beschrieben wurde. Die Wahrheit gibt es in erster Linie dadurch, das es die Welt gibt. In zweiter Linie aber dadurch, wie wir die Welt uns machen. Ziemlich einfach gesagt für nen Verrückten mit nem weißen Nachthemd, der aus dem Nichts in das Leben guter Leute eintretet und kein bisschen mehr erklärt, als auch nur das notdürftige. Er erzählte mir von einem Acker, den ein Herr seinen Arbeiter überlässt und die Arbeiter bearbeiten es oder sowas. Parabel wisch wasch. Kann ich bei dem, was die letzten Tage mir passiert ist sehr gut gebrauchen. Ich werfe die Fernbedienung neben das Bett und dreh mich auf mein Bauch. Im hintergrund flackert noch immer die Serie vor sich hin. Die Frau hat ihrem Gegenüber schon längst vergeben und einen Kuss als Krönung der Versöhnung hinterher geschoben. Alles Randschauspiel, denn mein ganzes Bewusstsein ist durchdrungen von dem Gedanken, was ab morgen nun mit mir Sein wird. Noch mehr unverständliches was ich verstehen soll. Reicht ja auch nicht, das mein Leben unverständlich genug war. Ich weiß zwar nicht, wie er das mit dem Muhn gemacht hat, aber vielleicht dreh ich auch einfach gerade durch. Hallus! Kann ihn überhaupt ein anderer sehen als ich?!

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4.1 Ist ein Wunder doch nur ne Verwunderung?

Im Schatten der Röte werd ich Horny

Der nächste Tag fängt spät an. Um genau zu sein hat er schon lange aufgehört. Ich wache Abends auf und es ist schon dunkel. Mein Nacken lässt schon mehr Spielraum zu, aber vergisst einfach noch nicht was vorgefallen ist. Ich stehe schlapp auf, geh in die Küche runter und bemerke, dass anscheinend keiner meiner Mitbewohner mehr da ist. Ich setz mir nen Kaffee auf und als ich mich umdrehe sitzt Gregor da.

“Hallo Gregor!” sag ich völlig abwesend. “OH MEIN GOTT!” schreie ich auf. “Wie bist du hier hereingekommen!?” fasele ich wirr vor mich hin, während ich in der Küche hin und her stapfe.

“Hmm ja, gute Frage, äußerst passend, wenn es an jemanden gerichtet wär, der naja, NICHT ein Engel ist!”

Diesmal sitzt er gelassen in einem Morgenmantel an unserem Küchentisch und hält eine Zigarre in der Hand.

“DU BIST KEIN ENGEL!”, schrei ich ihn an, “Ich will es nicht mehr hören.” Mir stockt der Atem “-Du bist doch kein Stalker oder?” Ich versuche das Telefon zu orten.

“Hehe Stalker, ja der war gut!” kichert er vor sich hin. “So gesehen stalken euch Engel eigentlich die ganze Zeit!” schmunzelt er.

“Alter du machst mich Irre! Geh raus, lass mich in Frieden!” geb ich verzweifelt von mir als ein Versuch mich endlich nicht mehr damit zu plagen.

“Hmm also nee, das ist jetzt schwierig zu erklären, aber das ist keine Wahl, die du in nächster Zeit treffen kannst!”

“Was meinst du damit?” frag ich ihn das Schlimmste befürchtend.

“Also wenn du in der Schule auch so schwer von Begriff warst wie jetzt….” sagt er vorwurfsvoll und mit strenger Miene.

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Erwachen aus der Taubheit der Alltäglichkeit

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Der kalte Duft von Kaffee und ein Hauch von Kotze weckt mich auf. “Wo bin ich eigentlich?” frag ich mich selbst. Dann erinnere ich mich an meinen Sturz und ich springe schlagartig auf. Ein stechender Schmerz durchzieht vom Hals an abwärts meinen ganzen Körper. Ich versuche eine Stellung zu finden, die den Schmerz nachlassen lässt, verharre aber letzten Endens eigentlich nur und lasse die Welle der Unerträglichkeit über mich ergehen.

Dazu kommt eine nicht zu verachtende Ladung Kopfschmerzen. Mein Kopf hämmert mir die Erinnerung immer und immer wieder ein, dass ich letzte Nacht Alkohol getrunken habe und als ob das nicht genug wäre, beschließt mein Hals, dass ich für die nächste Zeit nur nach vorne schauen darf, wenn ich mich nicht mit einem unglaublich hohlen Schmerz rumschlagen will. Genau, ich habe nen Kater und ne Halsstarre noch dazu. Ein neuer Versuch aufzustehen, diesmal vorsichtiger. Es gelingt mir, wenn auch nicht gerade elegant. Ich versuche mich trotz der Halsstarre umzuschauen und zucke kurz zusammen vor Schreck, als ich eine Person im Zimmer erhasche. Ich werfe die Arme bei starr bleibenden Oberarmen, ab dem Ellbogen, in die Luft und quieke wie ein aufgeregtes Meerschweinchen. Im nächsten Moment erblicke ich mich jedoch in einem Spiegel gegenüber dem Bett, und bemerke, dass die andere Person nur ich selbst bin und dass ich mich gerade bewege, wie einer von der Muppetshow. Ich steh auf und geh aus dem Zimmer. Ich schau mich um. Überall liegt Müll herum. Einige Gäste sind schon oder noch wach und unterhalten sich auf dem Balkon. Einige andere liegen hier und da, wo auch immer sich ein Hinlegen im Minimum angeboten hat, rum. Ich steige über ein paar Körper und versuche, möglichst ohne meinen Hals daran zu erinnern in Schmerz wieder aufzuschreien, zur Haustür zu kommen. Auf dem Weg in die Küche erblicke ich einige andere Leute in irgendwelchen Ecken rumliegen und vor sich hin dösen. In der Küche sitzt ein offensichtlich noch besoffener Lars herum und lächelt mich betrunken an.

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Erwachen aus Taubheit der Alltäglichkeit (3 Kapitel, 1 Hälfte)

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“Was meinst du damit?” frage ich ihn neugierig.

“Wie ich es gesagt habe natürlich, ich mein, was kann man denn da nicht verstehen?”

“Alles?” sag ich empört.

“Also ja halt… du hast kein Vertrag!”

“Das hast du schon gesagt.”

Er atmete genervt ein. Ich warte auf seine Antwort. “Hast du dich schonmal gefragt, warum dir nicht zukommt, was du verdienst? Nein, anders…warte mal… weißt du was du vom Leben willst?”

“Ich verstehe nicht!”

Er springt von einem Bein aufs andere sichtlich frustriert.

“Was ist das wichtigste….Nein… was wäre das wichtigste, ich meine halt das, was du bekommen könntest und es aber nicht hast…. also vielleicht hast du auch und weißt es nur noch nicht!”

“???”

“ok” atmete er tief ein ” Nochmal… wenn man dir alles anbieten würde, was du willst, was würdest du mehr als alles andere haben wollen?”

“Weiß nicht, ich denke im Moment hätt ich gerne eine Dusche” sag ich während ich versuche den beissenden Gestank an mir nicht einzuatmen.

“Ha! Im Moment ist das Sprichwort. Das hast du damals auch gesagt.” Erwartungsvoll schaut er mich an. Ich wundere mich darüber, dass er ohne ein Wimper zu zucken ignoriert, was er mir vorhin angetan hat.

“Haben wir uns schonmal kennengelernt?”

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Resumé einer unverhofften Begegnung (2 Hälfte zweites Kapitel)

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“Sag mal spinnst du?” brülle ich los, “Was geht bei dir?”

Direkt über mir auf dem Baum seh’ ich jemanden stehen, der mit einer Hand in die Seite, die Andere an den Baum gestützt, in die Ferne schaut und vor sich hinpinkelt. Im Mundwinkel schaukelt eine Zigarette hin und her. Obwohl ich nicht direkt rein schaue, blendet mich die Sonne, weil sie gerade untergeht.

“Oh da ist ja jemand?” stößt er überrascht mit der Tiefenentspannung einer Hindu-Kuh, aus einem Gedanken aufwachend, aus.

“Was geht? Sag mal bist du am PISSEN?”

“Huch, das tue ich ja wirklich!” erwidert er bemerkend.

Ein Moment der Perplexität macht sich breit, wir verweilen darin.

“Sag mal, KANNST DU AUCH AUFHÖREN DAMIT?”

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Zweite Hälfte erstes Kapitel (Schatten der Vergangenheit an einem sonnigen Tag)

Ich bin aufgewachsen mit der Vorstellung, dass nichts auf der Welt umsonst ist. Ich musste für jedes Spielzeug, was ich wollte, die hälfte der Kosten erarbeiten. Meistens spiegelten solche Arbeiten sich in Mülldienst, tägliche Hausarbeiten oder durch gute Noten oder sowas ähnliches wieder. Diese Arbeiten wurden mir dann als Guthaben gut geschrieben. Zwei Mark für Müll rausbringen, 5 Euro für spühlen und zum Beispiel 15 wenn ich den Rasen gemäht hab. Aber dadurch hab ich gelernt, dass alles einen Wert hat und dass man nicht einfach so etwas vom Leben bekommt. Leider hab ich dadurch auch den Eindruck gewonnen, dass wenn ich etwas leiste, ich auch etwas von der Welt verlangen kann.

Kein Vertrag… sag ich mir mal wieder.

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Prolog und Erste Hälfte des ersten Kapitels

Prolog

Als ein Engel mir auf den Kopf pisste dachte ich: Erst wenn man alles verloren hat, hat man die Freiheit Dinge so zu nehmen, dass man keinen Anspruch darauf setzt.

Kein Vertrag…. immer wieder ging mir das durch den Kopf.

Ich hätte darauf bestehen sollen. Doch zu diesem Zeitpunkt als ich das verstanden habe, war es auch schon 29 Jahre zu spät.

Schatten der Vergangenheit an einem sonnigen Tag

Es ist ein Sommertag, schwül und stickig. Die einzige Hoffnung darauf, dass diese Hitze in irgendeiner Weise erträglich wird, war eine einzige Wolke am Horizont. Seit Monaten beschwerte man sich, dass es so kalt war und man sehnte sich danach die Sonne genießen zu können. Die meisten Frauen hatten schon ihre Sommerkollektionen zurecht gekauft und warteten nur noch auf den Moment diese an sich zu präsentieren. Jetzt ist aber nicht eine einzige dieser Kollektionen in den Straßen zu sehen. Wahrscheinlich hat man genau die neuen Klamotten vom Körper gerissen und in einem See oder einem Freibad zuflucht gesucht. Die ersten Schweißperlen an mir versickerten schon seit einer ganzen Weile im Boden. Wahrscheinlich sind sie schon wieder auf dem Weg ein ganzes mit dem Himmel zu werden, um irgendwo auf der Welt als Regen auf die glücklichen herunterzuprasseln, die es nicht mal zu schätzen wissen würden. Zumindest stell ich mir das in diesem Augenblick vor. Ich hab es eilig, weil ich nichts vor hab. Ein unwiderstehlicher Drang erwacht in mir, etwas zu tun. Es musste doch etwas geben, was man machen kann. Irgendwas, dass die Zeit nicht so endlos erscheinen lassen würde. Ich erinnere mich gestern, wo ich gerade meinen Freunden erzählt hatte wie schnell die Zeit rast in meinem Alter. Warum ist es nicht jetzt so? Warum muss ich auch meine Schnauze wieder so aufreißen. Wo sind die Farben? Die unwiderstehlichen Sommerkleider, die das warten auf neue Hoffnungen mir erträglicher machen. In der prallen Sonne ist alles getaucht in ein blendendes Gelb. Keine kontraste dazu. Keine roten oder blauen Inseln für meinen Blick, die mir die Weißblindheit von den Augen wischen. Der Wind stoppt und ich bemerke die Hitzewelle schlagartig. So das reicht! Ich brauche zumindent was zu trinken. Ich steh auf und gehe schlapp und unmotiviert in Richtung des nächsten Kiosks. Der Kühle Wind des Ventilators im Kiosk fühlt sich an, wie der Hauch einer Gottheit, die in mein Ohr flüstert. Ich hole mir ein Bier setze mich direkt vor der Tür an den Straßenrand. Kopf in den Nacken und ab mit der Erfrischung. Ich setze das Bier nicht ab, trinke die Kühlheit mit einem Atemzug bis ich nicht aufhöre zu trinken, weil ich genug hab, sondern weil es mir an Luft mangelt. Nachdem ich wieder absetze kribbelt es noch ein wenig zwischen Augen, Ohren und Gehirn. Das ist das Gefühl was ich gesucht habe. Das ist der Moment der Genugtuung, indem ich nicht denke, nicht handle sondern nur noch fühle.

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ein Kapitel aus meinem buch

Ist ein Wunder doch nur ne Verwunderung?

Der nächste Tag fängt spät an. Um genau zu sein hat er schon lange aufgehört. Ich wache Abends auf und es ist schon dunkel. Mein Nacken lässt schon mehr Spielraum zu aber vergisst einfach noch nicht was vorgefallen ist. Ich stehe schlapp auf und geh in die Küche runter und bemerke, dass keiner meiner Mitbewohner anscheinend mehr da ist. Ich setz mir nen Kaffe auf und als ich mich umdrehe sitzt Gregor da. “Hallo Gregor!” sag ich völlig abwesend. “OH MEIN GOTT!” schreie ich auf. “Wie bist du hier reingekommen!?” fasel ich wirr vor mich hin, wärend ich in der Küche hin und her stapfe.

“Hmm ja, gute Frage, äußerst passend, wenn es an jemanden gerichtet wär, der naja, NICHT ein Engel ist!”

Diesmal sitzt er gelassen in einem Morgenmantel an unserem Küchentisch und hält eine Zigarre in der Hand. “DU BIST KEIN ENGEL! Ich will es nicht mehr hören.” mir stockt der Atem “Du bist doch kein Stalker oder?” Ich versuche das Telefon zu orten.

“Hehe Stalker, ja der war gut!” kichert er vor sich hin. “Sogesehen stalken euch Engel eigentlich die ganze Zeit!” schmunzelt er.

“Alter du machst mich Irre! Geh raus, lass mich in Frieden!”

“hmm also nee, das ist jetzt schwierig zu erklären, aber das ist nicht eine Wahl die du in nächster Zeit treffen kannst!”

“Was meinst du damit?”

“Also wenn du in der Schule auch so schwer von Begriff warst wie jetzt….”

“WAS MEINST DU DAMIT?”

“Versetz dich in die Lage eines Menschen, der auch nur für einen Moment begreift, dass ein Engel gerade vor ihm sitzt, was wird der Grund seines besuches wohl sein?”

“Eine ziemlich abgefahrene Psychose?”

Er schmunzelt schon wieder. Mein Gott wie ich sein schmunzeln hasse.

“ja nein, ne Psychose hast du eben nicht mein Freund!”

“Wer sagt dass ich sie habe, ich dachte an eine andere Person hier im Raum!”

“Oh echt sind deine Mitbewohner noch da… Ich wusste nicht! Sorry schlechtes timing…”

“DICH! DICH mein ich!”

“Achsooo, hehe, ja nein. Aber netter versuch! Wenn du das nächste mal ein Witz machen willst versuch die Pointe ein bisschen mehr….”

“Alter was willst du?”

“Ok ich sehe wir brauchen erstmal eine Vertrauensbasis. Es ist wirklich schwer mit dir zu reden in letzter Zeit!”

“Oh ja sorry ich hab ganz vergessen, DASS WIR SCHON IMMER NETTE PLAUDEREIEN HATTEN!”

“Siehst du! Jetzt wirst du schon wieder so ranzig und schreist und so..”

Ich bin am Ende mit meinen Nerven. Ich möchte ihn anschreien und verprügeln und aus meiner Wohnung schmeißen. Ich hole Tief Luft und setze an los zu brüllen, als ich bemerke wie mein Mund sich öffnet, da aber keine Worte rauskommen, sondern ein unendlich tiefes Muuuuh Geräusch, mit allen Stimmbrüchigen Facetten, die so ein Geräusch mit sich bringt.

Mir Stockt der Atmen. Ich versuche gelassen das zu rekapitulieren, was zum Henker gerade aus meinem Mund rauskam. Gregor sitzt mir gegenüber in einem Schneidersitz auf dem Tisch und grinst mich schelmhaft an. Ich schüttel mein Kopf um ein nein zu signalisieren. Er nickt sichtlich zufrieden zufrieden. Das kann nicht sein. Er kann nicht ernsthaft der Grund für mein Muuhn sein oder? “Muuuuuuuuh?” “muuu…” “Mh?”

“gib es auf!” “Solange ich es nicht änder wirst du mir nichts weiteres sagen können als …” “MUUUUUHHHH”

Stille.

Das Geräusch des heizkörpers setzt ein um irgendwo im Haus einer Person ein wunderbar angenehmes warmes Bad zu heizen. Draußen hört man einige Autos vorbei fahren und Leute die an unserem Haus vorbeigehen und lautstark über etwas diskutieren.

“Ich sagte doch hör mir ZUUUUH! Du bist in einem Zustand, nennen wir es veränderter Realität! Im Moment hast du erkannt, dass du nicht sprichst sondern das Geräusch einer Kuh ziemlich exakt wiedergibst. Das wird so lange anhalten, bis ich dir genau erkläre warum das nicht stimmt!” Ich schüttel wirr den Kopf und packe mir an meinen Hals. Ich habe zu viel Angst um es nochmal auszuprobieren.

Gregor steht auf und geht gelassen ein paar schritte durch die Küche. “Weißt du. du bereitest mir echt eine harte Zeit! Nicht dass es nicht schön genug ist, dass ich mein Leben lang hier in dieser Welt bleiben muss. Jetzt wurde ich auch noch einer Anomalie zugeordnet, die sich einfach nicht festlegen will!” Ich verzieh mein Gesicht unverständnisvoll.

“Es ist einfach schon schwer genug euch Menschen, dass zu geben, was ihr wollt uind dafür zu sorgen, dass ihr es auch schätzt. Jetzt kommst du daher gelaufen und willst noch nicht mal was bestimmtes. Dann geb ich dir die Chance, das im nachhinein zu entscheiden und du machst dich lustig über mich. Es wurde folgendes entschieden.” Er baut sich auf und stellt sich mit den Armen an die Seite verschränkt hin. “Derjenige, dessen Vertrag es ist kein Vertrag zu haben, soll im Ausgleich an der intellektuellen Anschauung bis zu einem gewissen Grad teilhaben. Der Grad der teilhabe wird an seinen Wünschen und Ängsten bemessen.” Er schaut mich erwartungsvoll an, als ob ich ihm eine Reaktion geben müsste. Ich schüttel wieder unverständnisvoll mein Kopf und mache eine Geste, die ihm signalisiert, dass ich nichts aber auch gar nichts verstehe.

“Du weißt nicht was eine intellektuelle Anschauung ist?” Ich schüttel mein Kopf, mal wieder.

“Es ist eine Anschauung über die Prinzipien dieser Welt. Wer die Prinzipien dieser Welt anschauen kann, kann verstehen wie diese Welt ist. Mit anderen Worten, dem Menschen ist eine Welt immer nur gegeben. Du schaust sie an und versuchst sie zu verstehen. Wenn du aber die Prinzipien dieser Welt anschauen kannst, dann kannst du verstehen wie diese Welt gegeben wird. Das heißt auch wie sie anders gegeben werden kann, das heißt auch ganz anders. In deinem Fall mein Freund ist diese Anschauung an deine Wünsche und Ängste gebunden. Das bedeutet, je nachdem wie stark du dir etwas wünschst, wird die Welt dir diesen Wunsch in sich hervorbringen, allerdings ist Angst haben auch eine Form von Wunsch. Es ist die negative Form. Wenn du nicht völlig Angstfrei wünschst wird es nicht funktionieren. Allerdings erfüllen sich auch deine Ängste, wenn du nicht aufpasst.” Ich versuche das ganze irgendwie zu schlucken. Ich schlage mit der flachen hand gegen mein Kehlkopf und versuche damit ihm klar zu machen, dass ich eine Frage hab.

“Deine Stimme ist normal!” Sagt er grinsend, wärend er mit einer Hand durch die Luft wischt. Ich stöße ein Ton von mir um es zu überprüfen und als ich bemerke, dass es keine tiefe Kuh-stimmme ist die dabei herauskommt hol ich Luft und frage: ” Was heißt das ganze?”

Gregor schaut enttäuscht “Du bist wohl wirklich nicht der hellste?”

“Nein, das bin ich wohl nicht!”

Er guckt sauer weg und äfft mich nach “Na, nänana näna! Also du bekommst was du dir wünscht, wenn du es wirklich willst. Allerdings bekommst du auch das wovor du Angst hast!”

“Und warum jetzt auf einmal?”

“Weiß nicht, frag den Big Boss! Keine Ahnung irgendwas von Ausgleich und Harmonie oder so gefaselt!” Er wirft sein Kopf schnell demütig runter und brettert ein Herr ich preise deinen Namen runter.

“Gibt es Bedingungen?”

“Klar gibt es diiiee… Ich glaubs nicht… Denkst du schon wieder an fliegen oder sowas?”

“Nein” lüg ich

“Du kannst nicht die Grundprinzipien dieser Welt aufheben. Oben ist oben und unten ist unten. Was du machen kannst ist einen Einfluß auf die zukunft haben, sodass deine Wünsche sich erfüllen. Allerdings beginnt der neue Vertragszusatz erst ab morgen.”

“Aha und ja sagen wir mal, ich will meine Nachbarin nackt sehen….!”

Er guckt mich böse an.

“Das wär wohl so unanständig, dass die Realität mir ne Ohrfeige geben würde?!”

“Nein natürlich wirst du sie dann Nackt sehen, wusste nur nicht dass du so einen Geschmack hast” Sagt er und schüttelt seinen Kopf.

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Farzam Seyed Fardowsi, 2013

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